Das Portrait von Svetlana ist hier ausgestellt:
Kressmann Schwerin | Mecklenburgstraße 19 - 23 | 19053 Schwerin (Marienplatzgalerie)
Ust‘-Kamenogorsk, Kasachstan. Hier arbeitet Svetlana Belinski als Meteorologin, bis sie ihrem zweiten Ehemann 2010 nach Schwerin folgt. Damals spricht sie Russisch, kann Englisch und beginnt schon in Kasachstan damit, etwas Deutsch zu lernen.
„Die Arbeit am Hydrologischen Institut war sehr interessant und hat mir viel Freude gemacht“, erinnert sie sich. Im Job Center Schwerin sagt man ihr, es gäbe nur wenig Aussichten auf einen Job, der ihrer Qualifikation entspricht. Sie müsse Deutsch lernen und ihre Diplome als Meteorologin anerkennen lassen. Und selbst dann wäre es nicht sicher, eine passende Arbeit zu finden. Svetlana Belinski entscheidet sich für einen anderen Weg.
Ihre Studienabschlüsse als Meteorologin legt sie in die Schublade. Sie besucht den Integrationskurs und beginnt als Hilfskraft in der Hauskrankenpflege. „Ich arbeite gerne und habe am Anfang viele Stunden gearbeitet. Aber ehrlich gesagt: moralisch, psychisch und körperlich war die Arbeit in der Pflege für mich nicht immer einfach.“
Eines Tages diagnostiziert ihr Arzt eine schwere Arthrose im Knie. Sie bekommt ein künstliches Kniegelenk und muss pausieren. Mit weniger Arbeitsstunden steigt sie wieder in die ambulante Pflege ein. Ein paar Jahre geht das gut, aber dann ist die Arbeit in der Pflege zu schwer. „Die Arbeit in der Pflege ist anstrengend, aber sie hat mir immer viel Freude gemacht. Jetzt kann ich das nicht mehr.“
Seit 2023 engagiert sich Svetlana Belinski ehrenamtlich im Zentrum Demenz Schwerin. Sie betreut eine Gruppe von Menschen mit Demenz aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Das Bindeglied ist die russische Sprache.
„Einmal in der Woche treffen wir uns für 2 Stunden. Mit unseren Gästen machen wir Stuhlgymnastik und Gymnastik für die Hände und Finger. Wir spielen, singen auf Russisch und Deutsch und lesen auch mal eine lustige Anekdote.“ Einmal im Monat kommt ein Discjockey in das Zentrum Demenz. Dann gibt es Kaffee, Tee und Kuchen zum Tanz.
„Ich lebe gerne in Schwerin. Es ist eine schöne Stadt. Hier habe ich neue Freunde gefunden. Auch ein paar deutsche Leute, aber nicht sehr viele. Ich bin jetzt zwar schon 15 Jahre hier, aber ich lerne die Sprache immer noch. Zuhause schaue ich Deutsches Fernsehen und auch mein Radio spricht Deutsch. Und meine Nachbarn hier in Neu Zippendorf natürlich auch.“
Manchmal vermisst sie ihren Sohn und andere Verwandte, die in Kasachstan leben, aber zurück möchte sie nicht. „Meine neue Heimat ist Schwerin. Hier sind die meisten Menschen freundlich und tolerant. Und es ist in Schwerin sehr sauber. Aber heutzutage liegt mehr Müll auf der Straße. Das gefällt mir nicht.“
Heute ist Svetlana Belinski deutsche Staatsbürgerin „Alle Dokumente habe ich damals selbst ausgefüllt und abgegeben. 5 Monate später hält sie den Deutschen Personalausweis und einen Reisepass in ihren Händen. Am 23. Februar 2025 habe ich gewählt. Das ist das Beste an Deutschland, die Demokratie.“
Die Diplome der Meteorologin liegen noch immer in der Schublade. Rausholen möchte Svetlana Belinski sie nicht. „Ich bin jetzt 62 und ich denke, das ist jetzt zu spät.“