Das Portrait von Masihullah ist hier ausgestellt:
Barbier King | Lübecker Straße 3 | 19053 Schwerin
2015 Kabul, Afghanistan. Seit Jahrzehnten ist das Leben in Afghanistan von Konflikten, Vertreibungen, chronischer Armut und Hunger geprägt. Viele Menschen leben in ständiger Angst. So auch die Familie von Masihullah Rahmati. Er ist 19 und er ist der älteste Sohn.
Den Schulbesuch hat er nach 12 Jahren beendet. Nun besucht er Kurse in Zeichnen und Malen. „Ich habe viele schöne Bilder gemalt. Ich mag die Malerei sehr“, sagt er und lächelt. Zum Studium kommt er nicht mehr. Die Familie entscheidet. Er soll nach Schweden.
Und er macht sich auf den Weg. Der Start im schwedischen Sundswall scheint zu gelingen. Er beantragt dort Asyl, lernt die Sprache, findet Arbeit in einem Pflegeheim, verdient Geld in der Küche eines Restaurants. Er wartet auf eine Entscheidung über seinen Asylantrag. Der Antrag wird abgelehnt und er soll nach 6 Jahren zurück nach Afghanistan. „Ich hatte Angst um mein Leben. Ich konnte nicht zurück und bin darum nach Deutschland geflohen.“
Hier landet er in der Erstaufnahmeeinrichtung Stern-Buchholz und kümmert sich sofort darum, Deutsch zu lernen. „Mit dem Bus zum Dreescher Markt, dann mit der Straßenbahn bis zum Kinderzentrum. Da war die Schule. Ich war der einzige Junge, der jeden Tag aus dem Lager dorthin gefahren ist.“
Es hat sich für ihn gelohnt. Er hat das Sprachniveau B1 geschafft und wird Pflegehelfer in einer Einrichtung in Neu Zippendorf. Länger als ein Jahr arbeitet er bei Mc Donalds im Sieben-Seen-Center. Dann versucht er sich als Helfer auf dem Bau. „Das war nichts für mich auf dem Bau. Ich arbeite lieber mit Menschen und bin zurück in die Pflege gegangen. Heute arbeite ich im Augustenstift und fühle mich dort wohl.“
Masihullah Rahmati ist es wichtig, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Er lernt, arbeitet und findet eine Wohnung. Inzwischen hat er auch Freunde gefunden. Deutsche und Afghanen. Sie treffen sich im Fitness Studio. Am liebsten aber mag er Volleyball. „Das habe ich schon im Lager gespielt. Einmal war ich mit meinen Kollegen bei einem Spiel des SSC Palmberg Schwerin. Schwerin ist meine neue Heimat geworden.“
Masihullah Rahmati ist ein ruhiger, freundlicher Typ und er hat klare Vorstellungen von dem, was er erreichen möchte. „Als nächstes möchte ich das Sprachniveau B2 schaffen, damit ich eine Ausbildung als Pflegefachkraft machen kann. Aber das ist nicht einfach. Der Sprachkurs ist sehr teuer und ich kann das nicht so einfach bezahlen. Da habe ich noch keine Lösung gefunden“, sagt er mit einer Mischung aus Traurigkeit und Optimismus in der Stimme und stellt noch einmal klar, wie sehr ihm seine Arbeit in der Pflege gefällt. „Respekt und Freundlichkeit gegenüber den Menschen ist das Wichtigste. Ein Lächeln kostet nichts, aber es ist sehr viel wert und es kommt immer sehr viel zurück. Manchmal auch eine Tafel Schokolade.“
„Deutschland hat mir viele Möglichkeiten geboten. Dafür bin ich sehr dankbar. Hier lebe ich in Sicherheit und muss nicht mehr jeden Tag Angst haben. Das ist wunderbar. Und ich möchte gerne etwas zurückgeben. - In meinem Kopf habe ich so viele Gedanken. Eines Tages möchte ich ein Buch über mein Leben schreiben. Ich bin noch jung, aber ich habe schon sehr viel erlebt und da kommt bestimmt noch vieles dazu“; sagt er.
Jetzt aber freut er sich darauf, bald zu heiraten. Vorher sucht er erst einmal eine größere Wohnung, in der dann vielleicht auch etwas Platz ist, um wieder mit der Malerei und dem Zeichnen zu beginnen.