Das Portrait von Lidia Guadalupe ist hier ausgestellt:
KostBar Schwerin - Café-Bistro-Kunst | Puschkinstraße 42 | 19055 Schwerin
„Soyapango ist eine Mischung aus einer Stadt und einem Dorf. Also nicht sehr groß, aber auch nicht klein!“, sagt Lidia Guadalupe Orellana Chevez. Hier wächst sie bei ihrer Mutter auf und hier geht sie zur Schule. „Geschwister habe ich nicht, aber eine Cousine und einen Cousin. Sie sind wie Geschwister für mich.“
Schon als Jugendliche wünscht sie sich, eines Tages etwas im Ausland machen. Vielleicht eine Ausbildung, ein Studium oder auch Arbeiten. „Eigentlich war mir ganz egal wo, aber nur nicht in El Salvador. Obwohl ich mein Land liebe, sehe ich dort keine Zukunft für mich. Die Preise sind hoch und die Löhne sind niedrig und es gibt wenig gute Jobs.“
Da passt es gut, dass eines Tages die Botschafterin El Salvadors aus Berlin zu Besuch an ihre Schule kommt. Florencia Eugenia Vilanova de von Oehsen hat selbst in Deutschland studiert. Sie berichtet von der Möglichkeit in Deutschland eine Duale Ausbildung zu machen. In Zusammenarbeit zwischen der Botschaft, der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung, den Kommunen sowie Unternehmen und Berufsschulen wurden bereits erfolgreiche Projekte zur Berufsausbildung junger Menschen aus El Salvador durchgeführt.
Bisher hatte Lidia Guadalupe Orellana Chévez in der Schule Englischunterricht. „Ich war mir unsicher, ob ich es schaffen kann, die Voraussetzungen für die Teilnahme an dem Projekt zu erfüllen. Aber ich wollte es unbedingt. Ich sagte mir, du musst jetzt alles geben und vertrauen.“ Schon im letzten Schuljahr beginnt sie damit, Deutsch zu lernen.
Nach dem Abitur startet sie mit vielen Altersgenossen einen Intensivkurs Deutsch. Ihr Ziel ist es, eine Ausbildung als Pflegefachkraft in Schwerin zu machen.
Zehn Monate lang büffelt sie die neue Sprache, am Ende auch schon die Fachsprache und Grundlagen des Pflegeberufs. „Wir hatten einen tollen Lehrer aus Österreich. In unserem Deutschbuch haben wir gelesen, dass die Bahn in Deutschland immer pünktlich ist. Ich habe nicht gedacht, dass das nicht stimmt“, lacht sie.
Etwas überrascht hat sie auch die Art der Kommunikation in Deutschland. „Wenn wir mal eine Meinungsverschiedenheit haben, dann sagen wir das nicht direkt. Wir sprechen durch die Blume. Aber die Deutschen sind immer sehr direkt. Wenn die Deutschen etwas nicht mögen, dann sagen sie es und sagen auch, wie sie es wollen. Am Anfang habe ich gedacht, die Menschen lehnen mich ab, wenn sie eine Kritik hatten. Aber so ist es nicht. Das musste ich lernen.“ Inzwischen hat sie sich daran gewöhnt und bringt ihre Meinung auch direkt vor.
Wie die Arbeit in der Pflege, so ist auch die Ausbildung kein Spaziergang. „Ich denke jeden Tag, es ist schwierig. Körperlich und auch seelisch. Wir müssen mit dem Tod umgehen, auch mal mit schwierigen Patienten und mit denen, die unzufrieden mit uns Ausländern sind. Doch ich liebe die Arbeit in der Pflege. Wenn meine Patienten lächeln, dann bin ich schon zufrieden.
Nach der Ausbildung möchte ich ein paar Jahre Erfahrungen sammeln. Später werde ich mich auf die Versorgung von Wunden spezialisieren und eine passende Weiterbildung machen“, hat sie ihre Zukunft fest im Blick.
Aber jetzt mach sie erstmal einen Schritt nach dem anderen. Drei Tage nach ihrem Geburtstag ist die Zwischenprüfung. Lidia Guadalupe Orellana Chévez ist schon ein bisschen aufgeregt. Und sie ist zuversichtlich. „Ich habe die richtige Berufswahl getroffen.“