Das Portrait von Kevin Noé ist hier ausgestellt:
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„Ich bin der Große!“, lacht Kevin Noé Franco Vasquez. „Meine beiden jüngeren Brüder leben in El Salvador mit meinen Eltern. Meine Mutter kümmert sich um sie und mein Vater arbeitet in einem Krankenhaus für einen Sicherheitsdienst.“
Der Schultag von Kevin Noé Franco Vasquez am Colegio Don Bosco beginnt früh morgens um 7 Uhr und endet um 17 Uhr. Die renommierte Privatschule ist nach dem italienischen katholischen Priester, Ordensgründer und Jugendseelsorger Giovanni Melchiorre Bosco (1815 – 1888) benannt. Bei seiner Arbeit mit den Jugendlichen legt er auf Prinzipien des hilfsbereiten und friedvollen Umgangs besonderen Wert: die Jugendlichen sollten einander Vorbild werden.
Im Deutschunterricht fallen Kevin Noé Franco Vásquez die Grammatik und die Aussprache besonders schwer. „Vor allem „ch“ und „sch“ waren schwer.“, erinnert er sich. Am Ende schafft er das Abitur und später auch die Sprachprüfung. Sie ist die Voraussetzung, dass er zur Ausbildung als Pflegefachkraft nach Schwerin kommen kann.
Sein Start im Herbst 2023 in Deutschland war holperig. „Ich hatte schon etwas Angst, meine Familie zu verlassen und in ein anders Land zu gehen. Und hier war alles neu. Die Straßen, die Leute, das Essen, das Wetter. Einfach alles. Trinkwasser zum Beispiel. Das Wasser aus der Leitung kann man bei uns nicht so einfach trinken. Wir kaufen Trinkwasser in El Salvador in Flaschen. - Aber inzwischen komme ich klar, auch wenn ich manchmal Heimweh habe.“
An der Berufsschule hat er sich mit ein paar jungen Männern angefreundet. Mit ihnen verbringt er gelegentlich seine Freizeit. „Wir reden miteinander und hängen zusammen ab.“
Seine Ausbildung in der Pflege macht ihm Freude. Besonders der Umgang mit den alten Menschen. Nach der Ausbildung möchte er am liebsten Medizin studieren und Arzt werden.
Anfang 2024 erhält er einen Anruf von seiner Mutter. Seine Oma ist an Brustkrebs erkrankt. „Da hatte ich totales Chaos im Kopf. Drei Tage bin ich nicht aus meinem Zimmer gekommen. Ich wollte nichts essen, niemanden sehen und auch nicht sprechen. Ich wollte nach Hause fliegen. Das war eine schlimme Situation. Ich kann das nicht mit Worten beschreiben. Ich bin hiergeblieben und meiner Oma geht es heute besser. Zum Glück.“
Danke! Das ist das Lieblingswort von Kevin Noé Franco Vasquez. „Ich war klein und habe im Fernsehen ein Fußballspiel gesehen. Bayern München. Joshua Kimmich hat nach dem Spiel ein Interview gegeben. Ich habe kein Wort verstanden. Das letzte Wort in diesem Interview war „Danke“. Das habe ich mir gemerkt. Ich habe es sofort meinen Vater beigebracht. Er sagt es jetzt immer, wenn wir telefonieren zum Abschied.“ Seit Februar spielt er nun selbst in Deutschland Fußball. Im Mittelfeld des SV Plate steht er auf dem Platz.
Mit einigen Dingen fremdelt Kevin Noé Franco Vasquez allerdings bis heute. Mit dem Frühstück zum Beispiel. Das ist für ihn super deutsch. „Brot, Käse, Gurke. Bei uns in El Salvador gibt es morgens zwei Spiegeleier, Tortilla aus Maismehl mit Käse, Bohnen oder Fleisch gefüllt, vielleicht auch süßen Kochbananen und einen großen Café con Leche.“ Darauf wird er noch eine Weile verzichten müssen. Seine Abschlussprüfung ist 2026.