KEIN Spaziergang - Jonathan Patrick

KEIN Spaziergang!

„Nach der Landung in Hamburg hatten wir drei Tage Zeit zum Ankommen. Und dann ging es schon los mit der Arbeit.“

Jonathan Patrick von den Philippinen

Das Portrait von Jonathan Patrick ist hier ausgestellt:
Computer Studio GmbH | Friedrichstraße 13 | 19055 Schwerin


Butuan City liegt im Nordosten der Insel Mindanao, der zweitgrößten Insel der Philippinen. Hier wächst Jonathan Patrick Perez mit vier Brüdern und einer Schwester auf. „Viele Menschen bei uns haben spanische Nachnamen. Sie heißen Dela Cruz, Bautista oder wie ich Perez. Wir waren mehr als 300 Jahre eine spanische Kolonie und an einigen Orten wird auch heute noch Spanisch gesprochen. Ich kann das nicht. Heute sprechen wir Englisch“, sagt Jonathan Patrick Perez, der außerdem auch noch Tagalog und Cebuano, zwei lokale Sprachen, beherrscht. Und Deutsch, denn das war Voraussetzung, um hier zu arbeiten.

Im Mai 2022 kommt der ausgebildete Gesundheits- und Krankenpfleger nach Schwerin. Die Pflegeausbildung in der Republik der Philippinen ist ein vierjähriges Hochschulstudium mit langen Praxisphasen. Es schließt mit einem Bachelor of Science in Nursing ab. „Die Praxis in der Ausbildung machen wir bei uns in den Krankenhäusern. Pflegeheime gibt es nur wenige. Unsere Großeltern bleiben bis zu ihrem Tod in der Familie. So war es auch bei mir.“

Nach dem Studium kümmert sich Jonathan Patrick Perez vier Jahre lang um seine eigenen Großeltern. Erst dann übt er seinen Beruf auch an anderen Orten aus. Er arbeitet eine Weile in einem Slum. „Und dann wollte ich gerne nach Japan zum Arbeiten gehen. Ein Jahr lang habe ich Japanisch gelernt. Dann kam Covid-19 und ich konnte nicht ausreisen. Da habe ich stattdessen auf einer Corona-Station gearbeitet. Das war anstrengend und schlimm. Viele Menschen sind gestorben. Ihre Angehörigen durften nicht zu ihnen kommen.“

Meist haben die Menschen in der Republik der Philippinen keine Krankenversicherung. Und ein Krankenhausaufenthalt kann sehr schnell sehr teuer werden. „Zum Glück ist einer meiner Brüder Arzt. Er ist da, wenn jemand in der Familie seine Hilfe braucht. Dass ich Pfleger wurde, war der Wunschtraum meiner Mutter. Auch ein Bruder von mir ist Pfleger.“

Sein Bewerbungsgespräch für die Stelle in Schwerin findet online statt. Auf Englisch. Sein Schweriner Arbeitgeber ist von seinen Fähigkeiten überzeugt und übernimmt die Kosten für einen Deutsch-Kurs. „Nach acht Monaten habe ich im Januar 2022 meine B2 Prüfung bestanden. Das war gut, aber ich habe mir Sorgen gemacht, ob das wirklich ausreicht, um in Deutschland zu arbeiten.

Und im Mai war ich dann schon hier. Der Mai ist ein guter Monat. Das Wetter ist schön und alles ist grün. Ein Kollege von mir ist im November gekommen. Da war es dunkel, grau und kalt und er hatte auch noch nicht die richtige Kleidung.“

Bereits drei Tage nach der Landung in Hamburg beginnt für Jonathan Patrick Perez der Arbeitsalltag. Er durchläuft verschiedene Stationen in den Einrichtungen seines Arbeitgebers und muss wenig später noch eine umfangreiche Kenntnisprüfung bestehen. Das klappt.

Er findet eine Wohnung. „Jemand hat mir ein Fahrrad geschenkt. Damit bin ich in 6 Minuten von meiner Wohnung bei der Arbeit oder ich laufe 20 Minuten. Das geht auch.“

„Meine Arbeitskollegen sind freundlich und auch die Bewohner sind nett. Ich arbeite im Demenz-Bereich und manchmal sind die Menschen sehr vergesslich oder auch aggressiv. Das ist dann nicht so leicht. - Jetzt bin ich fast 3 Jahre hier und spare, damit ich meine Wohnung auf den Philippinen bezahlen kann.

Und dieses Jahr fahre ich im September zum ersten Mal wieder nach Hause“. Dort wird er dann auch seine Freundin treffen. Sie arbeitet in Dubai. Dort kümmert sie sich um ein Baby. Sie verdient gut, aber sie muss 12 Stunden am Tag arbeiten, 6 Tage in der Woche. „Auf unser Treffen freue ich mich wirklich schon sehr.“