Das Portrait von Gifty ist hier ausgestellt:
FKK Unverpackt | Münzstraße 24 | 19055 Schwerin
2008 Enchi, Ghana. Ihr Großvater war der König in Enchi. „Ihm gehörte ein Sägewerk, eine riesige Kakaoplantage und mehr. Er war eine sehr wichtige Person, wichtig und gefährlich. Seine erstgeborene Enkelin ist die „Nanahemaa“, die Prinzessin. Das bin ich.“
„Wenn ein Mädchen 14 Jahre alt wird, gibt es ein Ritual in einem dunklen Raum, über das nicht gesprochen wird. Das wollte ich nicht.“ Gifty Mottey verschwindet aus Enchi. Lange Jahre ist ihr Leben geprägt von Flucht und sich verstecken. Sie lebt unter einem anderen Namen bei Freunden des Vaters, besucht die Schule, das Nelson College. Sie macht eine Ausbildung im Gesundheitswesen, hat Zertifikate als Krankenschwester, Hebamme und für Erste Hilfe. Und dann verlässt sie Ghana.
„Meine Freiheit hat in Italien begonnen!“. Hier kommt sie 2008 an. Sie lebt dort illegal. Ihr erster Sohn kommt in Italien zur Welt. 2014 fährt sie zu einer alten Freundin nach Köln. In Köln zeigt sie sich selbst bei der Polizei an, stellt einen Antrag auf Asyl. Zunächst kommt sie nach Horst, dann nach Güstrow. Dort lernt sie ein deutsches Ehepaar kennen. Sie nennt die beiden Oma und Opa. „Die beiden haben mir sehr geholfen und tun das auch heute noch. Aber ich wollte lieber nach Schwerin.“
„Ich mag Schwerin sehr. Manchmal gehe ich mit den Kindern im Sommer an den Strand in Zippendorf. Das ist toll. Wenn ich einkaufe, dann kaufe ich immer große Packungen und Sonderangebote. Das muss sein!“, lacht sie. „Wir haben eine gute Wohnung. 5 Zimmer. Das ist genug für mich und meine 7 Kinder. Ich habe zweimal Zwillinge bekommen.“
Die Familie wohnt auf dem Dreesch. Der Kindergarten und die Schule sind um die Ecke. Der große Sohn und zwei der Mädchen spielen Fußball im Sportverein. Die beiden mittleren Kinder singen im Chor und lernen Instrumente. Die kleinen Zwillinge sind noch im Kindergarten.
Gifty Mottey arbeitet in der Altenpflege. „Mit der Straßenbahn bin ich in 10 Minuten bei der Arbeit. Manchmal gehe ich zu Fuß. Das dauert dann natürlich länger.“
Ihre Kinder sind schon recht selbstständig. Sie unterstützen sich gegenseitig. Manchmal bringen die Großen die Kleinen in den Kindergarten, manchmal helfen sie auch der Mama. „Meine Kinder lachen immer, wenn ich Deutsch spreche. Sie sind besser als ich. Meine Tochter sagt oft: Mama, das ist falsch. Es heißt Spargel und nicht Speisel!“, lacht sie.
Sie hat Pläne. Sie spricht Twi und Englisch und ihr Deutsch ist im Laufe der Jahre besser geworden. Neben der Arbeit besucht sie einen Sprachkurs. Sie braucht das Sprachniveau B2, damit sie die Ausbildung zur Pflegefachkraft beginnen kann.
„Ich bin ja Hebamme und ich möchte mein Hebammen-Zertifikat aus Ghana anerkennen lassen. Vielleicht muss ich auch noch eine Prüfung machen. Babies sind schon toll, aber heute liebe ich die alten Leute. Sie freuen sich immer, wenn ich komme. Einige berühren mich auch am Arm und sagen dann „Guck mal! Die Farbe!“, dann vergesse ich auch die Ereignisse, die nicht schön sind.“
Vor ein paar Jahren hat eine deutsche Frau aus der Nachbarschaft eine Freundin von ihr geschlagen. Die Frau habe Gifty Mottey beschimpft und beleidigt. Sie hat auch ihre Tochter geschubst. „Ich habe keine Ahnung, warum sie das gemacht hat. Aber das ist doch Rassismus. Das ist doch nicht in Ordnung“, sagt sie nachdenklich und schaltet dann sofort wieder auf Optimismus und Hoffnung um.
„Für viele Mädchen aus meinem Dorf bin ich ein Vorbild. Sie sehen an mir, dass sie im Leben auch etwas schaffen können. Und 2025 habe ich wirklich noch viel vor: Sprachprüfung, Anerkennungsprüfung, Ausbildungsvertrag und dann - im nächsten Jahr - möchte ich den Führerschein machen.“