Das Portrait von Alidou ist hier ausgestellt:
Sanitätshaus LiEBAU GmbH | Wittenburger Straße 20 | 19053 Schwerin
Togo. 1967 bis 2005, fast 40 Jahre regierte Präsident Gnassingbé Eyadéma das Land. Unter seiner Herrschaft trieben Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen viele Menschen ins Exil. Unter ihnen war auch Alidou Koriko. Er war Anfang 30, arbeitete als Lehrer für Mathematik und unterstützte die Opposition. „Sie haben damals viele junge Leute umgebracht.
Über Benin bin ich 2004 nach Deutschland geflohen. Von Hamburg fuhr ich über Lauenburg nach Horst in das Lager für Flüchtlinge. Ich spreche Französisch und Kotokoli. Auf Deutsch konnte ich nur sagen „Bitte Asyl!“
Sein Asylverfahren dauerte nur wenige Wochen. „Ich erhielt „Bleiberecht“ und bin erst nach Pasewalk gegangen. In Schwerin lebten bereits eine ganze Reihe Menschen aus Togo. Darum bin ich nach Schwerin. Viele Leute von damals sind heute in Westdeutschland. Aber ich bin noch hier.“
Mit vielen kleinen Jobs hält sich Alidou Koriko über Wasser: als Aushilfe im Kulissenbau des Staatstheaters, er geht putzen, hilft in einem Obstladen, gibt Nachhilfe in Französisch und macht ein Praktikum in der Rinderzucht. „Ich war fast 40, als ich mich entschied, noch einen neuen Beruf zu erlernen. Ich wollte etwas mit Technik machen und bin zur Berufsschule in Lankow gefahren. Die Türen waren verschlossen. Es war August 2006 und es waren Ferien.“
Er berichtet seiner Beraterin von den verschlossenen Türen und sie öffnet ihm eine neue Tür. An der Evangelischen Pflegeschule Schwerin gab es 2 freie Plätze für Migranten. „Da habe ich mir gesagt, besser eine Ausbildung in der Pflege als gar nichts - und schon ging es los.“
„Ich habe im Haus „Weststadt“ angefangen, dort meine Ausbildung gemacht und bin anschließend auch geblieben. Das sind jetzt schon fast 20 Jahre. - Wir sind dort mit den Kollegen wie eine Familie. Wenn jemand etwas braucht, sind die anderen für ihn da.“
2013 wird Alidou Koriko deutscher Staatsbürger. „Gemeinsam mit deutschen Freunden bin ich dann 2016 zum ersten Mal wieder nach Togo gefahren. Seitdem fahre ich immer mal wieder hin, auch um meinen Sohn zu sehen. Er ist jetzt 15 und lebt bei den Eltern meiner Frau. Uns ist es wichtig, dass er in der Kultur und mit den Traditionen und der Sprache seines Volkes aufwächst. Wenn er sein Abitur bestanden hat und studieren möchte, kann er von mir aus auch nach Deutschland kommen und dann auch Deutsch lernen.“
Wer in der Altenpflege arbeitet, der begleitet die Menschen oft einige Jahre auch bis zu ihrem Lebensende. „Die Pflege ist wie eine Universität des Lebens. Wenn wir Zeit haben, dann hören wir unseren Bewohnern zu und erfahren viel über ihre persönliche Geschichte und wie es damals war.
Am Anfang meiner Tätigkeit waren es auch Geschichten von Männern, die im 2. Weltkrieg junge Soldaten waren. Heute sind es eher Erlebnisse von der Flucht und der Zeit nach dem Ende des Krieges. Das ändert sich im Laufe der Zeit. Und wenn ich eine sehr gute Beziehung zu einer Bewohnerin oder einem Bewohner habe, da bin ich auch traurig, wenn sie sterben.“
„Heute bin ich 55 Jahre alt. 10 oder 12 Jahre werde ich noch arbeiten und dann möchte ich zurück nach Togo. Ich freue mich auf ein kleines Stück Land für einen Garten, in dem ich etwas anbauen kann - und auch darauf, viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen.“